Das Herresmusikkorps Ulm in Esslingen
Hier der Konzertbericht von Rainer Kellmayer, Esslinger Zeitung, 02.06.2022:
Opernhafter Glanz, imposante Tongemälde und schmetternde Fanfaren
Dass sie nicht nur den klassischen Marsch blasen können, haben die Musikerinnen und Musiker des Heeresmusikkorps Ulm in Berkheim bewiesen.
Ouvertüren, Medleys, Fanfaren und zünftige Marschmusik: Das Konzert des Heeresmusikkorps Ulm in der Osterfeldhalle in Berkheim deckte ein breites stilistisches Spektrum ab. Unter dem Motto „Happy Birthday John Williams“ erwiesen die Militärmusiker nicht nur dem im Februar 90 Jahre gewordenen Meister der Filmmusik ihre Referenz, sie stellten sich auch in den Dienst einer guten Sache: Der Erlös des Konzerts fließt dem Pflegeheim Hohenkreuz zu. „Wir freuen uns, nach dem erfolgreichen Konzert vor sechs Jahren das Heeresmusikkorps Ulm heute erneut in Esslingen begrüßen zu können“, sagte Uwe Eberspächer, der Vorstand für Organisation und Repräsentation des veranstaltenden Musikvereins Wäldenbronn.
Mit den eindrucksvollen Klängen der „Olympic Fanfare“ - John Williams hat sie zur Eröffnung der Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles geschrieben - gaben die Ulmer eine gute Visitenkarte ab: Schmetterndes Blech bestimmte die Szene, und reich kolorierte melodische Passagen zogen die Zuhörer in Bann. Ebenso eindrucksvoll kam der „Midway March“ daher. Mit spektakulären Tönen hat Williams den US-Kriegsfilm „Schlacht um Midway“ aus dem Jahr 1976 unterlegt, und auch der Western „In einem fernen Land“ mit Tom Cruise und Nicole Kidman in den Hauptrollen, erhielt durch seine Musik eine besondere Note. Die Musikerinnen und Musiker des Heeresmusikkorps entfalteten ein imposantes Tongemälde: Immer wieder schimmerten Anklänge irischer Volksmusik durch den Notentext. Im Spannungsfeld zwischen melodischem Zauber und tänzerischem Gestus führte Hauptmann Dominik Koch sein Orchester mit präzisem Dirigat auf eine interessante Klangreise, die vom Publikum begeistert aufgenommen wurde. Auch „Between the two Rivers“, in dem Philip Sparke den Luther-Choral „Ein feste Burg ist unser Gott“ in schillernden Variationen verarbeitet hat, brachte die Zuhörerinnen und Zuhörer ein ums andere Mal zum Staunen. Mal virtuos auftrumpfend, mal mit weicher Gesanglichkeit betörend, dann wieder in mächtigen Klangwellen aufbrausend hat Sparke die Möglichkeiten des sinfonischen Blasorchesters voll ausgereizt - eine schwierige, aber dankenswerte Aufgabe, die die Militärmusiker technisch brillant und mit homogenem Orchesterklang lösten.
Den Glanz der französischen Oper brachte das Heeresmusikkorps Ulm mit der spritzigen Ouvertüre zu „Raymond oder das Geheimnis der Königin“ von Ambroise Thomas in die Osterfeldhalle. Schwärmerische Passagen wechselten mit virtuos perlenden Girlanden, und das Ganze kulminierte in einem fulminanten Husarenritt.
Beim Konzert eines Militärorchesters dürfen Märsche nicht fehlen. Während in Friedrich Wilhelm Voigts „Kaiser Friedrich Fanfare“ scharfe Blechattacken mit lockerem Laufwerk kontrastierten, brachte „Per Aspera ad Astra“ straffen Marschrhythmus, getragen von pulsierendem Schlagwerk. Rhythmisch geprägt war auch das „1988 Medley“. Ohrwurm reihte sich an Ohrwurm: Begeistert wurden Titel wie das durch France Gall bekannt gewordene „Ella Elle l’a“ oder „One Moment in Time“ aufgenommen.
Das in Bestform musizierende Orchester präsentierte die Hits stilsicher und in schillernden Klangfarben. Von Hauptmann Dominik Koch angefeuert, setzten die Militärmusiker die Gute-Laune-Musik gekonnt um: Jeder Titel hatte Schwung und eigenständiges Kolorit. Die famose Orchesterleistung begeisterte das Publikum ebenso wie die gekonnt vorgetragenen Soli. Als Oberstabsfeldwebel Schütte, der charmant und sachkundig durchs Programm führte, das Finale ankündigte, war das applausfreudige Publikum noch nicht zufrieden. Mit dem „Marsch der Medici“ und der Deutschen Nationalhymne beendete das Heeresmusikkorps Ulm in der Osterfeldhalle das faszinierende Konzert.